Mario und der Zauberer 2019
Stephen Oliver
„Mario und der Zauberer“
Inszenierung: Christian Thausing
Ausstattung: Christoph Gehre
Musikalische Leitung: Markus Merkel
Österreichische Erstaufführung Oper Graz | Studiobühne
Fotos ©Werner Kmetitsch
PRESSE:
„Das verstörende Ende lässt das Publikum mit dem Gefühl zurück, Zeuge eines Vorganges gewesen zu sein, bei dem man vielleicht einschreiten, oder zumindest an einer Stelle seine Stimme erheben hätte sollen. Der Applaus verhallt ohne Resonanz und lässt die folgerichtige Frage im Raum: Darf man applaudieren, auch wenn man selbst Teil eines Geschehens geworden ist, das moralisch mehr als nur zu hinterfragen ist?“
„Regisseur Christian Thausing verlegte gemeinsam mit dem an der Kunstuniversität Graz ausgebildeten Bühnen- und Kostümbildner Christoph Gehre das Stück in ein schäbiges Provinz-Zirkuszelt der österreichischen Gegenwart – in einen Unraum, der den momentanen Zustand unserer Gesellschaft und den Kern des Stückes widerspiegelt (Zitat aus dem Programmheft). Das Publikum sitzt im Kreis um ein verdreckt-schäbiges Podium – verteilt im Publikum sind auch die Figuren des Stücks, die Jungen aus dem Dorf und viele Statisten. Es ist sofort klar: es geht nicht mehr um den italienischen Faschismus der Novelle, sondern um bedrohliche Entwicklungen in unserer heutigen Gesellschaft. Das Konzept kann sich da mit gutem Recht auf ein Wort von Thomas Mann berufen, wonach die Novelle entschieden einen moralisch-politischen Sinn hat.“
„Das Ende des Stücks ist überraschend: die schon bei Thomas Mann angelegte und auch von Stephen Oliver betonte Homoerotik wird in der Szene zwischen Cipolla und Mario bedrückend deutlich und aus dem (Statisten)Publikum abfällig apostrophiert. Dann geht plötzlich mit einem Orchester-Fortissimo das Licht aus. Als es wieder hell wird, führt die Mutter den Kellner Mario mit blutigen Händen hinaus. Der Zauberer Cipolla ist verschwunden – war alles am Ende nur ein Albtraum?“
„Das Publikum bleibt ratlos zurück, weiß nicht recht, ob es nun applaudieren soll – und verlässt zögernd und letztlich ohne Applaus den Raum… Es ist offenbar das gelungen, was der Regisseur im Programmheft schrieb: Falls wir es richtig gemacht haben, gehen die Menschen mit Fragen und Unbehagen nach Hause.“
„Und zu Hause liest man dann – tatsächlich mit Unbehagen – jenes Flugblatt, das die Ausführenden dem Publikum bei Betreten des Saals in die Hand gedrückt hatten.“